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Megahertz

Hell und zart und doch so wild
du bist ein einzig Strahlen.
Um dich zu fassen fasse ich
ein Dasein lieb in Zahlen.

Ein Lachen 1000 Megahertz
ein Blick 2000 Watt
ein Wort erhellt den Supermarkt
ein Kuss die ganze Stadt.

Ich rechne nicht ich nehme auf
will kategorisieren
mein Jackett hält deine Schultern warm
ich lasse dich nicht frieren.


im Osten

Tief
im Osten
wo warm
wo untertage
wo Bodenschätze
wo schmutzig und laut
wo wir die Rohstoffe herbekommen
wo wir niemals selber graben wollten
wo der Waldboden gekühlt werden muss
wo der Westen verklärt wird und arg weit weg ist
wo der zugehörige Konsum geschieht und Demokratie
wo der
Baum
unseres
Lebens
welk wird.


viel vermitteln

So viele Hände greifen
in Richtung Gegenwart.
So viele Wünsche eilen
uns voraus.

Unser Gewissen mag
uns viel vermitteln,
doch testen wir es
auf das derbste aus.

Die Wünsche und die
Sehnsucht zerbrechen
unser Schneckenhaus.


jeden Tag

So sehr ich dich liebe
so sehr ich uns lebe
so weit ich uns sehe
so fest ich uns halte
so weit wie ein Ruf
so laut wie ein Schlag
so kompromisslos
beendet die Nacht
jeden Tag.


geköpft

Jetzt muss es raus!

Es lag genug
jetzt wagen wir den Schritt
das Werkzeug her
die Türe knarrt
dann kommen wir in Fahrt.

Was einst der Meister brauen musste
wird heute noch geköpft.

Die Kehle brannte –
jetzt nicht mehr.

Mit allen Sinnen aufgesaugt,
was perlet es in mir!?&#
Lustwandelnd durch die Innenstadt
genießen wir ein Bier.


Schlüssel

Regennasse Fingerspitzen tasten nach dem Bund der in tiefen Jackentaschen sind nicht finden lässt. Fluch um Fluch entsende ich die Klingel zu umgehen und schalte eine Lampe an in Taschen mehr zu sehen.

Was Hand nicht findet sieht kein Aug – ruf Schlüssel einmal an!

Da regt sich nichts verloren ging er in der Straßenbahn.


Geständnis

Essen, lachen, schlafen gehen Frühstück nackt im Bett in müden Augen Liebe sehen und Abschied an der Tür. Was wär‘  geschehen wenn doch ein anderer dich genommen hätt‘? Ich will es mir nicht eingestehen ich wäre nicht mehr ganz so nett.


Redundanz

Sicherheit und Überfluss machten einen Tanz als Überfluss den Schritt verfehlte half die Redundanz. Der Mehrwert einer Sicherheit entspringt der reinen Angst Verlust wollte die Freiheit sein doch frei ist niemand ganz.


Was

Was ich sehe ist mir heilig was ich fühle gibt mir Kraft was ich schimpfe schaut beleidigt was mich schimpft bewegt mich nachts.


Anstoß

Zum Anstoß ein Ball oder Wein die Lust dazu lässts heute sein. Der Zweifel er thront vollendet verchromt und scheint kilometerweit…


Herz gehemmt

Wie lange war ich abstinent?
Warum war ich nicht hier?
Was hat mir Kopf und Herz gehemmt,
dass mir der Mut gefriert.

Ab heute will ich jeden Tag
mag kosten was es kosten mag.
An Wille und Eifer liegt es nicht,
bin nicht dazu gekommen.
Die Ausflucht schlecht
so würdelos hab ich es hingenommen.

Ein Kreis gezogen mit Kreide und Schnur
den Geist gebogen, denn er ist stur
Und dank Kaffe und Lieblingstasse
geht es wieder unters Dach.
Den Rechner starten
den Raum erhellen
und einen neuen Text erstellen.


ein Vergleich

Es gibt ein Leben das mich führt
das habe ich schon früh gespürt.
Der Weg gedeih und auf Verderb
– ich kann das Wort dazu nicht leiden –
suchen ist kein starkes Verb.

Es kostet viel nichts zu besitzen
mir reicht das Wasser in den Pfützen
Kein Spiegelbild ist schlecht
nur weil der Morgen dich nicht wäscht.

Doch du lässt nur –
du lässt nur aus.


freier Mann

Ich trage tiefe Trauer
kein Schmerz und auch kein Fluch
kein Bruch, kein Tränenschauer
das Band gerissen, kein Gesuch.

Es oder eben
das Leben
auch scheint

sollst still und leise
weint in sich hinein.

Im weißen Hemd
gekleidet gehst du fort.
Wer sich an dich
erinnert leidet.
Nur anders ist der Ort.

(für Karl)


Internet auf Granit

Der Geldtraum – unendliche Weiten
wo Erfolge präsentiert und bewertet werden
wo kein Mensch allein ist und
Konsum keiner Aktivität bedarf

wo unzählige Mengen an Ejakulat Bildschirme fluten
wo die Zeit vergessen – weil 24/7
wo Startup noch kein Schimpfwort ist
und ein Filter für Verschleierung und nicht für Reinigung steht

Ich gebe zu Bedenken wie gern ich es gelegentlich habe
und wie gerne ich dort zeitweise bin.

Meine Oma sagt
dieses Internet wird sich nie durchsetzen –
und sie hat Recht.

Bei meiner Oma beißt das Internet auf Granit.


auf Kante

Heiße Nadel, enges Ding
– gut wie es doch gerade noch ging –
im Stegreif, zwischen Tür und Angel
auf Kante, eben schnell und
dazu noch Ideenmangel

Ich kann schlampiges nur schwer ertragen
am hingerotztem Lob abladen
bin selbst nicht sehr geduldig – doch
Detailverliebtheit, Fleiß und Muße –
bin einer der es huldigt.

Nur den präzisen Schlag
auf Kante

ich am liebsten mag.


in Gedanken

Der tiefste Schlag
riss das größte Loch
in mein Herz
meine Seele

entzog mir den Boden
ich fiel aus dem Stand
verschleierte meine Sicht
ließ mich orientierungslos
im Nebel
im Leben

das Kind verloren
unwiederbringlich
das bedingungslos geliebt
wurde

in
Wirklichkeit
in Gedanken


alkoholfreies

Sperrmüllsammler in den Straßen meines Viertels schauen aus Neugier, stöbern oder suchen gezielt nach brauchbaren Gegenständen für den Eigenbedarf oder den Trödel. Einige kommen aus einer anderen Gegend als der in der sie sich momentan befinden oder gar aus einem anderen Land.

Ich habe ein Regal herausgestellt, direkt an die Straße vor dem Haus. Das Möbel war top in Schuss. Ein Aluregal ohne Beulen oder Kratzer, fast wie neu, nicht besonders schick, jedoch funktional und gepflegt. Bis dato stand es unbenutzt in meinem Keller. Kaum stand es vor der Tür, nahm es sich ein Sammler und raffte es zu einem Haufen anderer Schätze bei denen er Wache hielt bis der Kollege mit dem Transporter kam.

Ich möchte nicht mit euch tauschen. Ich schäme mich ein wenig dafür, dass ich keinen dieser Bedarfe habe und im Überfluss lebe. Auch deshalb stelle ich etwas brauchbares vor die Tür.

Menschen um uns herum sind alt, krank, schwach oder bettelarm und schämen sich ihres Daseins. Bei den wenigsten vermutet man eine echte Not. Oft ist das Leben bitter – wie alkoholfreies Bier.


bis zur Blässe

Ein lauter Knall
ich wurde getroffen
bin verletzt.

Blut
rot wie die Liebe
warm.

Ich spüre meine Beine nicht mehr
komme nicht mehr vorwärts
kann nicht fliehen
gebe mich dem Schmerz hin
liefere mich aus.

Dieser nimmt mich gefangen
ignoriert meine Verwundung
stellt mir Fragen – verhört.

Ich kann nicht mehr
sacke zusammen
werde kalt
und blass.

Bis zur Blässe
hat er mich getrieben
weiter
als ich fühlen konnte.


blau

Wieder passiere ich das Autohaus
das zweite Mal an diesem Abend.

Viele bunte Autos
mit Preisschildern
und Kilometerständen.

Zum Verkauf stehen sie da
so wie ich mich fühle.
Um mich herum alles
grau wie eine Autobahn
ich blau
mit Rauschen
in Kopf und Gehör.

„Kipp jemand diesen Planeten auf die Seite,
damit er mal schlafen kann!“
höre ich mich sagen
doch helfen würde es nichts.

Ich wohne auf einer Lüge
ein grauer Planet
den man den blauen nennt.


Du bist der Baum

Du bist der Baum
ehrlich und stark
leistest dem Wind
unerbittlichen Widerstand

breitest deine Arme
für mich aus
beschützt mich
ohne Verlangen.

Treibe mich
hinaus
weg von dir.

Schicke mich
ins Elend
bestrafe mich
mit Liebesentzug.

Fessle mich
mit deinen Wurzeln
lass mich
im Rasseln
deiner Blätter frieren.

Töte und erschlage mich
Du bist der Baum.
Oder ich
bringe dich
zu Fall.

Doch dann
kann ich mich
nicht mehr
an deinen Zweigen erhängen
und mit dir tanzen

wenn der Wind
mich taumeln lässt.


am wenigsten

Ja wirklich
ich dachte wir wären
geschaffen für einander.

Aber du
bist es nicht
das hast du
selbst gesagt.

Ich glaube dir
und bin
anderer Meinung

daher brauche ich
noch etwas Zeit.

Du musst verstehen
dass ich leide.

Abgelehnt und vorgeführt
die Seele auf links gedreht
ein erbärmlicher Anblick

mit dem ich
mich von niemandem
gesehen wünsche

am wenigsten
von dir.


unendlich stolz

Heute haben wir
geredet
und nichts gesagt.

Ich nenne es
Zeitverschwendung.
Du
wirst es vergessen.

Deine Gestalt ein Unwetter
die Erinnerung mein Fluch
meine Seele eine Deponie
mein Herz ein Loch
du höhlst mich aus.

Ich habe alles gegeben
du hast es verkommen lassen.

Jetzt muss ich
alles begraben
habe meine Versuche zum Guten
gegen Selbstschutz getauscht.

Wie ein Kind
die Hände vor dem Gesicht
die Wahrheit verdecken.

Ich bin
unendlich stolz
wenn auch
gebrochen.


vorerst

Deine Augen blitzen im Sonnenlicht.
Mein Gott, wie schön du bist.
Und wie wohlig umgibt mich
die Ruhe die du ausstrahlst.

Ich habe lange
auf dein Kommen gewartet
bin zeitweise zwischen Realität
und Träumereien versunken.
Ich habe Fakten und Fiktion
vertauscht, habe im Traum
in deinen Armen gelegen
und deine zarte Hand gehalten.

Im wahren Leben hätte ich
es nie gewagt dich zu fassen.
Berührungen sind so gut,
doch sie machen mir Angst
wenn es ernst wird.

Ich verbrenne mich an dir
wenn es ernst wird.
Ich lerne wie ein Kind
nach der heißen Herdplatte
mit einer Sanktion
zu leben und eine
schmerzhafte Erfahrung
reicher zu sein.

Ich sollte besser
ein neues Kapitel beginnen.
Wie wäre es mit Stille?
Der Quell der Ruhe.
Stille.

Das Maul halten,
atmen
klar denken.
Lautlos arbeiten.
Erfolge
zufrieden belächeln.
Stumm kommentieren
mit sparsamer Miene kommunizieren
emotional verlangsamt
zur Geduld gezwungen.
Entschieden,
vorerst
nicht mehr traurig zu sein.


zu früh für Arbeit

Da sind wir wieder
Alle vereint
mit dem Aufgang
der Sonne.

Existentialisten
soweit das Auge reicht.
Aber nur vor Acht.

Hier sind die Mienen
aus Stein
antik
und ausdrucksstark.

Sie erzählen
die Geschichte
vom Vorabend
und dem Weckgeräusch
der Quarze.

Wir sind da
und das
muss reichen.

Gib mir eine Zeitung
damit ich prüfen kann
dass ich zu müde bin
zum Lesen.

Biete mir ein Getränk an,
damit ich dir sage
dass ich jetzt
noch nichts
zu mir nehmen kann.

Aufgestyled
trifft unfrisiert
und unrasiert trifft
sportlich schlank.

Jeden morgen
um dieselbe Zeit
wenn die Sonne aufgeht
und es eigentlich
zu früh
für Arbeit ist.


Wo die liebe

Wo die Liebe hinfällt
wachsen Blumen
auf Stahlträgern

fällt man sich nach
einem lauten Streit
lachend in die Arme

nimmt Mann der Frau
die schweren Einkaufstaschen ab
und macht ihr
ein Kompliment
über das neue Kleid.


übermannt

Der Wind übermannt
ich breche mit den Bäumen
die Wiese zerzaust
er schüttelt Weidenzäune

Und nur du
stehst still
weil der Himmel will

Und bist da
weil nah

Wo werde ich sein?
in der Gegenwart oder dem Internet…

Wann werde ich fremd?
in der Verlegenheit oder im Kettenhemd…

Wer verrät dein Gefühl?
Eine Wolkenwand oder ein Bilderwand…

Und warum bin ich frei?
Weil es Grenzen gibt und ich singen will…

Der Wind übermannt.


Es war

zu schön um wahr zu sein
einen alten Freund zu treffen

was waren wir lange fort

doch die Zeit ist geblieben
wo sie ist und war
Austausch, Lachen, Witze machen
der Funke ist noch da.


Bahnen

Von Gleisen zu Zeiten eilen
nach Stehplatz einen Sitz ergattern
Schmutz und Schweiß
Stille und Smartphones

Keine Reaktion erfährt wer nicht bedroht
kein Fahrschein kauft für den nicht lohnt
Graffiti kilometerweit in abgezählten Farben
Tags bieten den Zusammenhalt wie aufgeklebte Narben

kurz aufgeschaut die Zielstation
den Knopf der Türe drücken
die Hände in die Taschen graben
den Rucksack geraderücken


Die Wanze

Unsere Steuer, Ungeheuer trägt der “kleine Mann”.
Seht euch mal den Mann an, was er alles zahlen kann.
Unsere Steuer, Ungeheuer stört sich nicht daran.


kawumm!

Kawumm!
Ein Konflikt!
Ich spalte Haare, Zungen, Eiweiße,
Kabelenden, Hautzusammenhänge.
Ich röhre Flüssigkeiten,
Töne, Gedanken.

Ich bete
zu keinem Gott
keinem Islam
keiner Seele.

Zwing mir nichts auf.

Mein Freund?
Ein alter bekannter,
ein ausgebrannter
weiß-nicht-wer.
Seine Ansage
ist die Absage für heute Abend.
Discobesuch nicht vorgesehen.
Anschließend ein Dankeschön
für mein Verständnis.
Bitte sehr, bin flexibel.

Der Fall:
Bauchschüsse im Kleinformat
aus kürzester Entfernung.
Eingeweide fliegen
wie nasser Salat.
Ein Zufall
für niemanden anderes
als deine Wenigkeit
im falschen Moment.
Bitte sehr,
bin zielsicher
auf wenige Meter.

Das Ziel
Eckpunkte aufzeigen.
Stoppen was aufhält.
Entschlacken,
verbessern
und weiterkommen.


Taxi nach Hause

Weit, so weit

dass mir die Augen vor Unendlichkeit schmerzten
ich kein Leid empfand und in Reimen scherzte
mir die Brille auf der Nase nicht drückte
und ich unauffällig nah zu dir rückte

So weit war es bisher noch nicht gekommen
des Glückes Tränen – die Sicht ist verschwommen
du siehst trotzdem noch schön aus denk ich mir
warst nicht gelangweilt von mir und bleibst hier

Jetzt bist du an der Reihe der Ball liegt bei dir
ich will dir atemlos lauschen bis ich den Faden verlier
bin gefesselt von den deinen Geschichten
die in meinem Herzen ein kleines Feuer anrichten

Wie wir von Fastfood hin zu den Indianern kamen
heiß diskutierten und die Nacht in die Arme nahmen?
Weil wir vergessen wollten wie weit wir uns vorher waren
und wie nah wir nun sitzen
als wir im Taxi nach Hause fahren.


aus dem Stand

Habe wieder mal die Fassung verloren
wurde grell und laut und grob
fand für alles nur voll Bitterkeit
Kritik und kein Stück Lob

Mich tief zu bücken brachte nichts
die Fäuste in der Tasche
die Luft zum Atmen färbte sich
wie Rauch in einer Flasche

Du tollkühner Junge hast Jahre gebraucht
wie wirklich verlegen bin ich dir entgegen
warum ist die Sitte so wichtig
warum ist die Sippe so kindisch

Wer taumelt fällt schnell in den Graben
wer lügt den will niemand ertragen
wer den Status verliert
aus dem Stand fällt
– sich verweigert
und trotzt wie ein Gaul
dem wünsche ich Glück
den für den gibt es kein Zurück.


Biegung

Um die Kurve möchte ich fahren
mit meinen neuen schönen Haaren
frisch frisiert und aufgeplustert
noch leicht auf meinem Fahrrad

Der Tag kann starten die Nacht ihm folgen
an der nächsten Biegung gebe ich Acht
dort hat ein Hund was hingemacht


Ideenlosigkeit

Da habe mich überschätzt
trage weite Pläne in die Ferne
und mir hat der Druck so zugesetzt
dass ich alles abzuwinken wage

Doch bin ich nun zu weit geschwommen
ein Faustschlag trifft den Wasserspiegel
ideenlos hinausgewagt
das Ufer nur zum Sprung genutzt

Was nützt das Jammern
ich muss weiter
und suche mir ein neues Land
auf dessen Grund die Bäume stehen
mit wahllos eingeritzten Rinden
weil die Muse heut nicht zu mir fand


Mehr als Nichts

Tut mir wirklich leid
doch Berlin* ist nicht Köln*
zu groß, zu viel, zu weit.
Mehr als Nichts
ist nicht Null, auch nicht Eins.

Interessant und auch schön
doch „Vergleiche?
machen bei mir wenig Sinn
weil ich in Sachen
der Macken nicht vergleichbar bin.“
,sagt die eine Stadt zur anderen.
*Wo ich doch durch beide wandere?!

Ich bin nicht neu und habe wenig Bildung
ohne Zutrauen scheu
und fackle nicht gerne rum
Hast du wieder Besuch?

Du bist nicht gerne allein.
Kein Problem – ich bin heute eh‘ nicht frei.
Du liest zum Ausgleich etliche Bücher
und treibst Sport – allerlei wie ein Jünger.

Ist das Thema gesetzt
kannst du gut studiert
und auch frei
ohne Vergleiche gedeihen.


mit allem was dazu gehört

Vater sein ein ganzes Jahr
einen ganzen Tag
einen Übergang lang
mit Vertrauen und Kummer
mit aufgeschürften Knien
mit Wundern und Kräften

ohne Erlass und Bedingungen
ohne Vertrag und Vorhersehbarkeit
ohne Garantie und Gewähr

Aufgaben denen man zum Teil
mit Glück bereits gewachsen ist
der Rest wird eher verschwiegen
oder verneint
oder bejaht
oder hingenommen

Hingabe und Hinnahme

aber dafür mit allem
allem was dazu gehört.


neue Wege

Meine Umwelt macht mich krank
sagen die Medien
meine Kinder haben Schulverbot
sagt die Regierung
meine Nerven kennen Grenzen
bestätigt mein Gefühl
meine Gesellschaft engt mich ein.

Wer sagt, dass wir es so ernst nehmen müssen
sollte nicht neue Wege gehen, sondern nur
einen – den adäquaten.


die Nachtruhe hat Vorrang

Ich habe eine neue Idee
liege wach und warte
auf Schaf und Ruhe

Wünsche mir gleichsam
ohne Pause weitermachen zu können
ungestört und niemanden zu stören

Nur einen Raum möchte ich weiter weg sein
nur zwei / drei Stunden für mich
doch es bleibt eine Gefangenschaft
kein Weg ist zu kurz um ihn nicht gehen zu können
wenn die Nachtruhe Vorrang hält.


Auszeit

Eine Erkrankung
ist kein Geschenk
kann ein Wink
eine Läuterung
eine Auszeit sein

kann zehren
belehren
ermüden
wirken
dämpfen
trüben.
 
Man kann nur bessern
verlangsamen
nach innen horchen
sich einstellen
und einstellen lassen.
 
Wünsche bleiben offen
und werden nach der
Genesung erfüllt.
 

fein wie es sich sitzt

 
„Fein gesagt“ sagt die Magd,
mit dem Strauß in der Hand
und entgegen der Reize
ist die Stimmung verspannt.
Wie ein Tau – ich weiß es genau
ich muss wieder müssen
niemand liegt mir zu Füßen
habe mein Heimweh vergessen
will nur Fremde begrüßen
werde einsam verweilen
ohne Druck oder Not
schenke Geistern eine Geste
und bin selbst im Gebot
ich
muss handeln, es muss laufen

kann mich schwerlich verkaufen.

Nur ein Raub ist ein echtes Verlangen
er überwindet Verbot und Besitz –
lässt du Spuren so wirst du gefangen
und nicht fein ist es wie es sich sitzt.
 

ich See Vögel

ich bin am See
Vögel darin, darauf, darunter und oben
in den Bäumen, im Himmel
gegen den Wind
im Anflug, auf Nahrungssuche,
beschäftigt, pausierend
 
kein schöner Tag
turbulente drängende Stunden hinter mir
der Kopf leert sich langsam das Herz ruht
eigentlich wollte ich nicht fassen
nur den Stress ins Nichts entlassen
 
geschafft
nur noch drei Dinge
sind in meinem Kopf
zurückgeblieben
ein angenehmes Gefühl
ich See Vögel.

 


Das Herz des Hammers

Das Herz des Hammers
ist der Schlag
er liegt
in der Faust des Handwerks

Seine Kraft ist Präzision
Bewusstsein, Kontrolle
ein Wille zur Veränderung
der Wunsch zu formen
und zu gestalten

ein Vorhaben, ein Projekt
vielleicht ein Neuanfang
vieles Beginnt mit, durch
oder auf einen Schlag

das Herz des Hammers.


8L Garderobe

Unser Gartenfest
mit vielen Gästen
auch mit ihm
im besten Alter

Lavendel Rollkragenpulli mit Sonnenbrille
extravagant extrovertiert polarisierend
aber nicht unsympathisch
er mischte sich gut unter das Volk
belustigt vom Fest und sich selbst.

Faszinierend und angenehm
für mich ein guter Freund
ein alter Bekannter, Kollege und Mentor
ein paar Bier im Stehen
ein Schwatz am Buffet
ein schöner Austausch mit Verbundenheit

Es wurde später
er verließ uns mit dem letzten Drittel
neben ihm denke ich gerne
an seinen Effekt
8L in einer Garderobe.


Im Kinde noch ein Grund

Wo es herrührt
ist schwer
zu sagen
müßig die Suche –

obgleich Entwicklung
Tagesform, Nachtruhe,
äußere Einflüsse

War ich oder es je anders?
Und jetzt, gestern oder
morgen um zu
widersprechen
sich gar zu verweigern

findet sich immer
im Kinde
noch ein Grund


Eine Tüte Chips

Wie hoch muss man die Latte legen?
Wann muss man stoppen sich zu grämen?
Wo ist der Absprung das Ende zu finden?
Lohnen die Fragen des Lebens –
die Analyse der Zukunft und
getroffener Entscheidungen?
Bewerten sich Zusammenhänge
und Konsequenzen hieraus anders?
Wann werde ich sterben –
wird es zu früh sein?
Wer wird es bereuen?
Wen liebte ich –
wer liebte mich?
Wer war die große Liebe –
hat die Antwort einen Wert?
Vielleicht war meine
große Liebe auch nur eine
Ausrede oder eine Tüte Chips.


Rheinbrücke

Viele Tage und Nächte
habe ich den Fluss
überquert und gestanden,
der Blick auf das Wasser
geworfen wie einen Anker

Die Distanzen geschätzt
und beim Zählen der Schritte
das Ziel vergessen
die Aussicht genossen und
den Fokus geändert
– verloren?

Wie viele Hochwasser
hast du selbst gesehen –
sie geschoben, gehoben
abebben lassen?

Du hast Fußgänger und
Träumer für einen kurzen
Augenblick beheimatet
und auf dem Heimweg
die Brücke geschlagen.


Donner in den Knochen

Ich habe König Alkohol getroffen
nach langen wattigen Jahren
er – hoch gewachsen, wortgewandt
ich – etwas unsicher und fade
im Laufe der Gesellschaft sind wir beide
im Mob versoffen und abgedriftet
nach schwarzen Stunden des Rausches
steckt mir als Abschied noch
sein Donner in den Knochen

ich fühle mich schuldig so schwach zu sein
ich fühle mich schwach so wenig standhaft
ich lege mir Regeln und Restriktionen zurecht
ich genese binnen Stunden trotz offener Wunden

Es bleibt eine gewissenhafte Reue.
Es zählt jedes verdammte Promille.
Es wiegt jeder derbe Fluch.
Es überschattet mein Leben
– einen kurzen Abschnitt entlang.


Beständigkeit

Diesig der Tag
und dann kam der Regen
er hatte sich
fortwährend angekündigt

Ich bemerkte ihn erst
als ich mitten
in einer Diskussion
ein Fenster öffnete

Er rauschte in meinem Garten
und tränkte Blätter und Getier
in Fülle und Übermaß

Zu meinem Erstaunen
ließ er schnell wieder nach
– so wie er vorher prasselte
so schnell erstarb das Getrommel
auf den Dachziegeln und Gauben
– die Tropfen wurden einzeln
wahrnehmbar
– so hielt ich einen Moment
für mich Inne

Als sich dann der Wolkenteppich löste
brachen Himmelsflecken hervor
– dahinter erste Sterne des frühen Abends

Wie lang sie uns schon begleiten
– in Ruhe, Zufriedenheit, Trauer und Wut
– in Lebenslagen und Todesstunden
– in Tageshelle und schwerster Dunkelheit

Sie stehen zuhauf
in unfassbarer Beständigkeit


Auf Zahn und Bein

Ich hab dich immer im Herz, durch all diese Wogen, ich jammere nicht über Schmerzen, dieser Zahn ist gezogen. Es war alles zu schön und durch Jungheit zerüttet, ich will trinken auf dich, doch der trinkspruch ist alt. Warum, ziehe ich über Jahre dies Kreise? Kolossal verstimmt für dich zu spüren zu fein. Ein Faltblatt unserer abgehakten Geschichte, liegt wie nass und zertreten auf Asphalt. Was gaben mir Freunde, was nahmst mir du? Wie oft habe ich gehadert, wie oft stimmte du zu? Einen trennstrich zu ziehen, in Abseits zu fliehen war feige – doch auf Stein und Bein, es war nicht verkehrt. Ich setze mich auf, so beginnt ein Gespräch, ich lege mich hin, so endet der Tag. Ich jage all meine Schwächen bis diese endlich auf mich hören – und irgendwann aufhören in mir zu existieren.


Gram

Garstig wie die Nacht
pfeift der Wind um das Haus
der Gram bricht durch mich heraus
wie ein verunfallter Knochen.

Muss ich mich wirklich wieder
auseinandersetzen – mit mir, dir und uns
darf nicht der Wind es einfach forttragen
der Regen es wegspülen und der Boden
es versickern lassen.

Mir wird warm im Kopf
die Schwere wirkt
der Trotz ist nah dem Trost
mir wird kalt bei dem Lauern
der Gedanken in mir
mich morgen wieder selbst zu treffen.

Doch ich werde dem Urteil begegnen
die Schuld als ein Projekt betrachten
mich im Unsteten langsam bewegen
bis ich wieder neutral von innen
mein Außen betrachte.


wie ihr seid

In der Bahn
am Hauptbahnhof
der Kölner Dom
die Einkaufspassage

Der Tag liegt hinter
wie Blei auf mir
die Zunge schmeckt bitter
ich sehe
traue kaum meinen Augen
so viele
und schöne Menschen

ein schlanker Mann
um die Fünfzig Plus
zerfurchtes Gesicht
langhaariges Sakko
ausgeklügeltes Schuhwerk
Elegant, rein an Ausstrahlung
gewollt unauffällig
entgegen seiner Mode

der Nächste in der Bahn
in sichtbar schlechter Verfassung
kahler Schädel, recht alt
sein Kopf dreht sich stufenlos langsam
sein Gang ein Tippeln
schmutzige Jogginghose
abgetragene Turnschuhe

was beide gemeinsam haben?
das, was die anderen
die nicht erwähnt wurden
auch betrifft

bei allem Verbrauch, aller Hektik
wenn sie authentisch sind
zugleich eine Schönheit besitzen
so wie ihr seid


Geduld ist ein starkes Verb

Dieser Steg hat kein Geländer,
der letzte Schritt ein freier Fall,
glatte Bohlen feuchte Hände,
ich steige hoch, nicht schwindelfrei.

Modern und tragisch,
so sehe ich aus,
ausgefüllt gelehrt sozial,
in Saus und Braus.

Für das letzte Wiegenlied
ist Geduld ein starkes Verb.
Du fehlst in unserer Runde,
wir schließen ein Grab,
doch keine Wunde.

Es bleibt kein Moment für schwache Nerven,
die Augen trüb der Himmel weit,
ich wünsche dich in gute Welten,
du warst mir nah, jetzt liegst du fern.

So gern und manisch
wie ich dich brauch‘,
bist du kein Heim
kein Ziel
kein Gast,
du endest leer.


Wintertäler

klirrend der Schnee steif die Hände verkappt der Kopf der Blick verhärtet strahlendes Licht in heller Trauer diesem dunklen Tal allen Schatten zu geben und nehmen mehr als das was ich weiß haben viele empfunden neben Freude auch Arbeit mit sich selbst ich lasse Schneemänner und meinen Schlitten einfach stehen und ohne mich umzusehen fliehe ich vor dem was mir die Wintertäler immer bescheren die Angst vor mir selbst und meinem schwachen sein.


Das Bestie in dir

Was bist du für ein Fuchs schlau, schelmisch und weise folgst deinem eigenen Weg wie der altbekannten Perlenschnur und im gleichen Moment wirft dein Blick auf mich zurück eine Botschaft, sagt mir dass du gerne teilst was du hast in deinem Bau darf ich sein ein guter Gast, du Hausherr und deine wachen Augen ruhen immer noch wach auf mir und meinem Fraß ich muss mich bei dir nicht geschlagen geben darf genießen zu nehmen zu lernen, abzukupfern und gedeihen von Tier zu Tier nicht stumpf sondern schlau der Bestie in dir.


Intro für einen Spaziergang

Ich warte auf dich, auf einer Bank im Park wir sind verabredet für einen Spaziergang. Das Wetter stimmt – welch Glück! ich hatte vergessen es so zu bestellen. Ich Frage mich kurz: Was du heute wohl trägst? Ob du entspannt oder traurig bist? Vielleicht bist du beides. Und trägst es auch so. Ich freue mich, auch wenn die Sonne blendet – Paarweise Passanten mit Gesprächsfetzen ihrer Konversationen, ein Blick auf das flirrende Wasser des künstlichen Teiches vor mir. Mich passieren Jogger – von zentriert bis exzentrisch und Hunde – umsorgt von ihren Herrchen und Dämchen. Eine Eistüte fällt auf den Schotter des Weges. Ein Kind weint. Nicht schlimm! Die wenigsten mögen die Schwerkraft, besonders mit steigendem Alter. Ich wende meinen Kopf und sehe dich. Da kommst du ja. Die Hände lässig in den Taschen der Shorts vergraben und mit Sonnenbrille, die Haare hochgesteckt. Ein kleines Lächeln umspielt deinen Mund. Ich erhebe mich galant und strahle vor Glück, dich für die nächsten Minuten an meiner Seite zu haben.


Bullenhitze

Deine Augen glänzen. Ich weiß jetzt genau was kommt. Sekundenbruchteile später trifft mich kindische Kompromisslosigkeit. „Papa, darf ich ein Eis?“ – Na klar! denke ich und sage: „Nein.“ Ein Aufruhr flammt mir entgegen. Kein wunder bei dieser Bullenhitze. Mal ehrlich – mir ist eigentlich auch danach und nach einem kalten Bier. So ein Blödsinn dagegen zu sein, nur weil es das x-te Eis in drei Tagen ist. Außerdem werden wir es finanziell überleben. Ich verdiene ja gutes Geld. Genau genommen kann ich meinen Kindern zum Monatsanfang bestimmt 1000 Eise kaufen… …und wäre damit der kühlste Papa der Welt. Wer macht das schon?! Zum Monatsende hin ziemt sich eine solche Aktion aber leider nicht. Da reicht es unter Umständen nicht mal für eine einzige kalte Erfrischung.


Doofes Ende (Zug vs. Auto)

Ich stehe am Bahnhof. Ich öffne das Auto. Ich sehe viele Menschen. Wenn ich nicht allein reise, sind meine Mitfahrer bei mir. Um mich herum fahren viele Züge und jeder brave Mitfahrer sorgt sich um sein Gepäck. Ich verstaue die Taschen im Kofferraum und schließe die Klappe. Wenn ich zu spät komme, dann weil kein Zug kommt. Wenn ich zu spät komme, dann weil so viel Verkehr ist. Wenn alle Züge kommen bin ich pünktlich. Wenn alle Auto fahren stehe ich im Stau. Muss jemand – stehen wir auf oder laufen sowieso herum. Muss jemand – fahren wir ab, steigen aus und machen eine P A U S E – das verlängert die Fahrt um die rechnerisch aufaddierte P A U S E – (kurze Anmerkung aus der Regie: „der ist sonst ganz anders. wirklich.“) Wenn ich im Zug die Augen für einen Moment oder länger schließe stirbt normaler Weise niemand. Wenn ich am Steuer einschlafe endet das doof.


BMI

Ich bin zu leicht –
die WHO
rügte mich dafür.

Um dies zu ändern
bringt ein Mann
mir Pizza an die Tür.

Mit Leichtigkeit
verzehre ich
520 Gramm.
Was schwer
wie Blei
im Magen liegt –

der BMI steigt an.


Mangel

Heiße Hose, heißes Eisen
Wärme, feuchte Luft
Wäscheleinen
Wäscheklammern
und Lavendelduft.

Punkrock hören,
falten, glätten
und dazu ein
Gedankenspiel.

Eine heiße Mangel
wär für unser Haus
zu viel.


Körpersprache

Heut teilte mir mein Körper
sein Leid und seinen Rücken
nur weil ich mich vorher
hinunter musste bücken.

Es war kein Schlag
es war kein Stoß
es war ein Schmerz
der nur so schoss.

Nun liege ich hier jammernd
im Bett bei Chips und Tee
und singe leise im Liegen
– mein Rücken tut mir weh.